Warum gewinnt Grün?

Eine Wahlanalyse von Rüdiger Rauls, 13.10.2022

Wähler bestimmen eine Wahl, nicht jene Kräfte, die nach der Ansicht so mancher Kritiker die Zügel in der Hand zu haben scheinen. Denn niemand wählt mit der Waffe an der Schläfe. Es stellt sich somit die Frage, welches politische Denken sich im Wahlerfolg der Grünen äußert.

Ausdruck politischen Bewusstseins

Wahlergebnisse sind Spiegel der Gesellschaft und des politischen Bewusstseins ihrer Bürger. Das Weltbild der Wähler und der Parteien, die sie wählen, sind weitgehend identisch, sonst würden sie ihnen nicht ihre Stimme geben. Je mehr Menschen an den Wahlen nicht mehr teilnehmen, umso deutlicher wird, dass sie sich von keiner der Parteien vertreten fühlen. Das bedeutet, dass ihr Weltbild und das der Parteien nicht mehr zusammen passen.

Wenn auch am 9.10. in Niedersachsen eine Landtagswahl stattfand, so hatten regionale Themen dennoch eine nur untergeordnete Bedeutung. Angesichts des Kriegs in der Ukraine spielte die Bundespolitik die bestimmende Rolle. Diejenigen, die ihre Wahlzettel abgaben, konnten sich nicht freimachen von den Stimmungen, Ängsten und Bedürfnissen, die ihren Alltag in der letzten Zeit bestimmt hatten. Diese flossen also ein in ihre Wahlentscheidung.

Wenn die Bürger überhaupt wählten, dann jene Parteien, die nach dem eigenen Weltbild Lösungen zu haben schienen, die diesem entsprechen. Denn letztlich sind es immer die Wähler, die eine Wahl bestimmen. Ihr politisches Bewusstsein entscheidet den Ausgang der Abstimmung. Wahlergebnisse sind somit Ausdruck von politischem Bewusstsein, das in einer Gesellschaft herrscht, und seiner Verteilung in den verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen.

Wahlergebnis Niedersachsen

Bedeutsam war die geringe Wahlbeteiligung von knapp 60%. Das macht deutlich, dass sich 40% der Wahlberechtigten keine Lösungen für ihre Probleme erwarteten und ihre Stimmabgabe daran nichts ändern würde. Das waren weniger als bei der letzten Landtagswahl, wo immerhin noch 63 Prozent der Wähler zu den Urnen gegangen waren. Wie hoch muss die Frustration sein trotz der schwierigen Zeiten?

Aus dieser Stimmungslage gingen die AfD und die Grünen als die eindeutigen Profiteure hervor. Die Zuwächse der AfD sind angesichts der angespannten Lage durch den Ukraine-Krieg noch am besten nachvollziehbar. Denn sie ist die einzige Partei, die den Kriegskurs der deutschen Regierung ohne Vorbehalte ablehnt. Damit bedient sie am ehesten die Interessen jener, die ein Ende der Sanktionen, die Öffnung von Nordstream 2 und die Aufnahme von Verhandlungen mit Russland fordern.

Als einzige Partei musste sie keine Wählerstimmen an andere abgeben. Im Gegenteil sogar flossen ihr Stimmen aus allen Lagern zu, auch von den Nichtwählern, nicht jedoch von den Grünen. Bei allen anderen Parteien gab es Schnittmengen sowohl mit den Grünen als auch mit der AfD, was die Wählerwanderung verdeutlicht und erklärt. Nur zwischen diesen beiden Parteien selbst fand kein Austausch statt.

Das deutet auf eine grundsätzliche Unvereinbarkeit in politischem Bewusstsein und Weltbild zwischen diesen beiden Lagern hin. Sie stehen für grundsätzlich Verschiedenes.

Einstellung zum Krieg

Es ist nicht die Einstellung zum Krieg, die diesen Unterschied ausmacht. Während alle kriegsbefürwortenden Parteien Stimmen verloren, wuchs gerade bei den Grünen als schärfster Kriegsbefürworterin innerhalb der Regierung die Zustimmung. Sie gewannen in absoluten Zahlen 190 Tausend Stimmen hinzu, was relativ einem Zuwachs von 5,8 Punkten entspricht auf jetzt 14,5 Prozent.

Andererseits aber verlor die FDP mit ihrer Kriegstreiberin Agnes Strack-Zimmermann 120 Tausend Stimmen, was einen relativen Verlust von 2,8 Prozent bedeutet. Die FDP fiel von 7,5% bei der Landtagswahl 2017 auf nunmehr 4,7% und ist damit im Landtag von Niedersachsen nicht mehr vertreten.

Selbst die CDU als größte Oppositionspartei konnte aus dem Kriegskurs der Regierungsparteien keinen Vorteil für sich erringen. Ihr Versuch, die Regierung durch noch schärfere Maßnahmen gegenüber Russland und einer noch stärkeren Unterstützung für die Ukraine an Radikalität zu überbieten, wurde offensichtlich von der Bevölkerung in Niedersachsen überhaupt nicht geschätzt. Als die ausgewiesen schärfste Kriegsbefürworterin verlor gerade die CDU am stärksten von allen Parteien. Ihr Minus betrug 270 Tausend Stimmen, was relativ nur noch 28,1 Prozent entspricht, ein Minus von 5,5 Prozentpunkten.

Es kann also die Einstellung zum Krieg nicht das entscheidende Kriterium für den Sieg der Grünen sein, wenn Kriegsbefürworter wie CDU, SPD und FDP Stimmen einbüßten, während die Grünen als ebensolche Kriegsbefürworterin Stimmen dazu gewannen. Andererseits gewann aber auch die AfD Stimmen dazu, obwohl diese gerade die deutsche Parteinahme auf Seiten der Ukraine ablehnt. Es verzeichneten somit sowohl die stärksten Kriegsbefürworter als auch die stärksten Kriegsgegner Stimmengewinne.

Staatstragender Protest

Die oben erwähnte grundsätzliche Unvereinbarkeit zwischen Grünen und AfD sowie ihren Anhängern gründet auf unterschiedlichen Interessen und Weltbild.

Die Grünen und ihre Anhänger sind zu Haus in den „besseren“ Teilen der Gesellschaft. Sie gehören zu den Besser-Verdienenden mit den formal besseren, in der Regel akademischen Schulabschlüssen. Sie sind die Bewohner der großen Städte, wo sie in der Regel auch sich die eigenen, grün durchdrungenen, meist teuren Wohn-Biotope geschaffen haben. Sie geben sich weltoffen, kulturell interessiert und sozial engagiert. Zum Fahrrad nutzen sie alternativ das Elektroauto. Das ist die Außenwahrnehmung der Gesellschaft auf das grüne Milieu.

In ihrer Selbstdarstellung sind sie werteorientiert und staatstragend. So geben sich nach einer Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung über die Landtagswahl vom 9.10.22 die Anhänger der Grünen zu 86 Prozent mit der Demokratie zufrieden und 62 Prozent von ihnen sehen in den herrschenden politischen Verhältnissen keinen Anlass zur Beunruhigung.

Auch die aktuellen gesellschaftlichen Themen sind für sie kein Grund zur Sorge. Preissteigerungen spielen nur für 34% eine bedeutende Rolle und bei der Energiesicherheit sind es sogar nur 31 Prozent. Selbst in der Ukraine-Frage sind die Gründenkenden voll auf Regierungskurs. Als selbsternannte Friedenspartei unterstützen sie die Waffenlieferungen zu 68 Prozent, womit sie über dem Durchschnitt der Gesellschaft liegen.

Anhand dieser Werte müssen die Grünen und ihre Anhängerschaft, die sich in ihrer Selbsteinschätzung als kritisch verstehen, eher als unkritisch und angepasst angesehen werden, denn als Protestpartei. Das einzige Politikfeld, in dem sie gegenüber dem Staat auf Distanz gehen, ist Umwelt im weitesten Sinne. In der Grünen-Wählerschaft dominiert mit 58 Prozent das Thema Klima. Dementsprechend befürworten auch nur 16 Prozent von ihnen die Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken.

Im Gegensatz zu den Grünen gehören die meisten Wähler der AfD nicht zu den Besserverdienern. In Niedersachsen bestand ihre Wählerschaft zu einem Viertel aus Arbeitern, wenn diese denn überhaupt zur Wahl gingen. Der Unterschied der Milieus drückt sich aus in den von den Grünen vollkommen verschiedenen Einstellungen zu den bestimmenden gesellschaftlichen Themen.

Aufgrund ihrer guten wirtschaftlichen Verhältnisse bezeichnen nur 38 Prozent der Grünen-Anhänger ihre Wirtschaftslage als schlecht, innerhalb der Anhängerschaft der AfD beträgt dieser Anteil 79 Prozent. Dementsprechend sind 84 Prozent der Anhänger der AfD über die steigenden Preise beunruhigt, aber nur 34 Prozent der Grünen.

93 Prozent der AfD-Anhänger sind besorgt über die gesellschaftlichen Verhältnisse und nur 17 Prozent von ihnen sind der Meinung, der Bund sollte die Ukraine konsequenter unterstützen. Diese Verschiedenheit in der Lebenslage der AfD-nahen Kreise und grünen prägen deren unterschiedliche und teilweise unversöhnlichen Weltbilder. Sie bestimmen die Wahlentscheidungen.

Woke und sexy

In der Wählerschaft von AfD und Grünen setzen sich alte Klassenmerkmale fort, nur dass diese nicht als solche zutage treten und verstanden werden. Klassenbewusstsein liegt weder bei dem einen noch bei dem anderen Milieu vor. Es kann jedoch von unterschiedlichen Prägungen gesprochen werden. Diese ist besonders bei den Anhängern der AfD eher proletarisch, bei Grünen eher mittelständig und intellektuell-akademisch.

Das grüne Milieu zählt nicht nur wegen seiner wirtschaftliche Lage und seiner formal höheren Bildung zum „besseren“ Teil der Gesellschaft. Sie werden auch in der öffentlichen Darstellung als werteorientiert wahrgenommen, was ihnen den Anstrich moralischer Überlegenheit gibt. Sie setzen sich ein für Minderheitenrechte, für Umwelt, Tierwohl und Klima. Damit versuchen sie, sich vom Rest besonders aber dem rechten Rand der Gesellschaft abzuheben.

Grün zu denken ist modern, gleichsam sexy. Vor allem steht man mit grünem Gedankengut und Wertesystem auf der richtigen, d.h. unangreifbaren Seite der Gesellschaft und Diskussion. Ähnlich dem Katholizismus bietet das grüne Gedankengut für jede gesellschaftliche Verfehlung eine Mischung aus Beichte, Reue und Ablasshandel an.

Man kann bereuen, den umweltbelastenden SUV zu fahren, aber gleichzeitig darauf verweisen, dass man zum Ausgleich meistens Rad fährt oder den elektrisch betriebenen Zweitwagen. Schuldmindernd wirkt auch vegane oder vegetarische Ernährung, weil sie eine positive CO2-Bilanz hinterlässt.

Und wenn schon Fleisch konsumiert wird, dann Biofleisch, keineswegs aus Massentierhaltung wie der prollige Aldi-Käufer. Das hilft vielleicht nicht unbedingt dem CO2-Haushalt der Atmosphäre, wirkt aber sympathisch und schuldmindernd, weil es dem Tierwohl dient. Damit ist das schlechte Gewissen wieder geläutert. Gleiches gilt für die in diesen Kreisen so beliebten Urlaubsreisen. Auch hier kann man Schuldgefühle narkotisieren, indem man bei seinen Flugreisen einen CO2-Ausgleich zahlt.

Es gibt also für jede Verfehlung auch einen Ablass und damit Buße für das Gewissen zu verträglichen Mehrkosten. Zudem schützt dieses Bekenntnis zum eigenverantwortlichen Handeln vor gesellschaftlicher Ächtung. Man bekennt, bereut und zahlt Ablass, der katholische Dreiklang.

Selbst mit seiner Unterstützung für die deutschen Waffenlieferungen an die Ukraine liegt man als Gründenkender richtig. Denn die Kriegsunterstützung im Sinne der NATO erfolgt nicht wie bei den Altparteien, besonders der CDU, aus niederen Motiven wie Revanchismus, Machtgelüsten und Russenhass. Das wäre diskriminierend, rassistisch und in grünen Sinne nicht akzeptabel.

Nein! Als Grüner unterstützt man die Parteinahme für die NATO aus moralisch hochwertigen Gründen. Man tritt ein für das Menschenrecht der Ukrainer, sicher zu sein vor ausländischer Aggression, für das Recht auf nationale Selbstbestimmung und Integrität. So kann man sich immer noch als Friedenspartei verstehen und gleichzeitig Krieg unterstützen. Solche Doppelmoral ist attraktiv für all jene, die öffentlich Wasser predigen und heimlich Wein trinken und sich dabei im Glauben moralischer Überlegenheit sonnen.

Die faschistoiden Tendenzen der heutigen Gesellschaft äußern sich nicht mehr in Vorstellungen von rassischer sondern in der Selbsttäuschung eigener moralischer Überlegenheit. Zum offenen Faschismus gehört dann nur noch die Überzeugung, aufgrund eigener Überlegenheit höhere Rechte zu haben als andere, wohl möglich sogar höhere Lebensrechte.

2 Kommentare zu „Warum gewinnt Grün?

  1. Abgesehen von Selbstverständdlichkeiten wie der Tatsache, dass im Grunde alle Parteien außer der AfD das Gleiche wollen und es deshalb sehr wohl Schnittmengen zwischen diesen Parteien gibt, aber keine Schnittmenge zwischen AfD und Grünen („grundsätzliche Unvereinbarkeit“… das ist nun wirklich hinlänglich bekannt), ist der Artikel nach meiner Auffassung auch durch einige Behauptungen geprägt, die nicht bewiesen sind.

    Dazu gehören die Behauptungen:

    1. Wähler bestimmen eine Wahl
    Diese Behauptung geht davon aus, unsere Wahlen seien fälschungssicher. Insbesondere bei den Briefwahlen, aber auch bei den lokalen Wahlen darf das bezweifelt werden. Die Briefwahlen werden bisher nicht demokratisch kontrolliert, es gibt diverse Mittel, sie zu „beeinflussen“ und die Möglichkeiten, zu Beweisen solcher Machenschaften zu gelangen, sind ebenfalls mager: man hat sich recht gut abgesichert. Die Parlamente haben bisher nur sehr wenig Interesse gezeigt, die Kontrolle der Briefwahlen zu verbesser… das spricht Bände.

    2. Das Weltbild der Wähler und der Parteien, die sie wählen, sind weitgehend identisch.
    Diese Behauptung geht offenbar davon aus, dass vor den Wahlen die reine Wahrheit versprochen und nach den Wahlen dann auch eingehalten wird. Sie vernachlässigt die Tatsache, dass eine sehr große Zahl von Politikern gezielt lügt, um ein Wahlergebnis herbeizuführen und dass die Medien bei diesen Lügen ebenso gezielt mitmachen. Onsofern mag ja das Weltbild, das durch die gezielten Lügen vermittelt wird, „weitestgehemd identisch“ mit dem Weltbild der Wähler sein, aber diese Identität ist keine echte. Auch nach der Wahl wird sowohl durch die Politiker als auch durch die Medien der Eindruck aufrecht erhalten, es habe sich niemals um Lügen gehandelt. Dieses Bemühen gipfelt in der Diffamierung all Derjenigen, die diese Lügen erkennen und veröffentlichen.

    3. Wahlergebnisse sind somit Ausdruck von politischem Bewusstsein.

    Was ist ein „politisches Bewusstsein“ wert, wenn es durch gezielte Lügen genährt wird? Das Problem ist ja, dass das angebliche „politische Bewusstsein“ zu nichts führt, weil die reale Politik in aller Regeln erheblich vom Versprochenen abweicht und die entstandene Lücke zwischen Realität und Versprechen mit neuen Lügen gefüllt wird. Siehe hierzu Ziff. 2.

    4. Die Grünen „gehören zu den Besser-Verdienenden mit den formal besseren, in der Regel akademischen Schulabschlüssen.“
    Ja, es mögen akademische Schulabschlüsse sein – aber es sind i.d.R. stets die Abschlüsse, die UNPRODUKTIV sind. Mittels dieser Abschlüsse werden also i.d.R. keine neuen Werte geschaffen. Man kann also auch sagen, dass die Wähler der Grünen überproportional von der Leistung Anderer profitieren.

    5. „Als selbsternannte Friedenspartei unterstützen sie die Waffenlieferungen zu 68 Prozent, womit sie über dem Durchschnitt der Gesellschaft liegen.“ Auf welche „Umfrage“ stützt sich diese Behauptung? Und was besagt diese Aussage? Sie nennen leider diesen „Durchschnitt“ nicht. Genaue Zahlen oder die Zusätze wie z.B. „knapp“ oder „deutlich“ hätten hier mehr Aussagekraft. Aus den eher alternativen Medien liegen mir nur vermeintliche Umfrageergebnsse vor, die besagen, dass eine Mehrheit der Bevölkerung gerade KEINE Waffenlieferungen mehr möchte. Diese Ergebnisse sind allerdings ebensowenig belegt wie die von Ihnen aufgestellte.

    6. Prägung: „Diese ist besonders bei den Anhängern der AfD eher proletarisch, bei Grünen eher mittelständig und intellektuell-akademisch.“
    Ich bezweifle sehr stark, dass die Wähler der Grünen „eher mittelständig“ sind. Denn der Mittelstand ist ganz besonders durch die zahlreichen neuen Vorgaben, Gesetze, Restriktionen betroffen. Der Mittelstand wird geradezu schikaniert und leidet, und zwar ganz besonders unter den Grünen. Es sind deshalb meist genau diese Mittelständler, die jedes Jahr aus Deutschland auswandern – die sog. Nettosteuerzahler, die dem Steuertopf mehr geben als sie entnehmen. Und zur Aussage, Grünenwähler seien eher intellektuell-akademisch, gehört , wenn schon, denn schon, auch die Aussage, dass es ganz überwiegend die (unproduktiven) Geisteswissenschaften sind, die hier vertreten sind. Naturwissenschaftler, Ingenieure etc., mithin eigentlich alle, die den Wahrheitsgehalt der grünen Aussagen BEURTEILEN können, dürften kaum die Grünen wählen… es sei denn, sie ziehen sehr „persönliche“ Vorteile daraus… wie es bspw. bei Korruption der Fall ist. Das sollten Sie dazu sagen, um nicht den Eindruck entstehen zu lassen, alle Arten Akademiker seien bei den 14,8 % Grünen vertreten.

    Die Ungenauigkeiten schaden Ihrer Analyse etwas, finde ich.

    Intuitiv und natürlich auf Basis der mir zur Verfügung stehenden Informationen und meiner persönlichen Überlegungnen komme ich seit Jahren zum gleichen Ergebnis wie Sie: die beiden großen Kontrahenten, die am Ende übrig bleiben werden, sind die AfD auf der einen und die Grünen auf der anderen Seite, weil sich alle anderen Parteien (aus verschedenen Gründen) an die Ideologie der Grünen angepasst haben werden und genau aus diesem Grund auch „verschwinden“ werden.

    Ihre letzten beiden Sätze aber gefallen mir ausgesprochen gut, denen stimme ich 100%ig zu. Dazu könnte und sollte man noch Einiges sagen – aber das würde das Thema sprengen.

    1. Werter Delion Delos

      Ich beginne mit einem Zitat: „Intuitiv und natürlich auf Basis der mir zur Verfügung stehenden Informationen und meiner persönlichen Überlegungen komme ich seit Jahren zum gleichen Ergebnis wie Sie“. Und weshalb versuchen Sie dann seitenlang Behauptungen zu widerlegen, die ich nicht aufstelle? Weshalb Trennendes künstlich aufbauschen und Diskussionen führen um des Kaisers Bart?
      Ganz am Ende dann: „Ihre letzten beiden Sätze aber gefallen mir ausgesprochen gut, denen stimme ich 100%ig zu. Dazu könnte und sollte man noch Einiges sagen – aber das würde das Thema sprengen.“ Anstatt sich dem Verbindenden und Sinnvollen zu widmen, beschäftigen Sie sich ausführlich mit dem Trennenden, selbst wenn es von eigentlich untergeordneter Bedeutung ist. Wozu ist das gut?
      Zu zwei Kritikpunkten will ich Stellung beziehen, weil sie mir sinnvoll erscheinen:
      Wo behaupte ich, dass unsere Wahlen „fälschungssicher“ seien? Das ist eine Annahme, die Sie zu einer Tatsache aufwerten, um dann zu widerlegen, was nicht behauptet wurde. Andererseits: Wer sonst außer dem Wähler sollen denn die Wahl bestimmen? Auch wenn es Ihnen nicht gefallen mag, aber es sind trotzdem die Wähler, die ihr Kreuzchen machen, und zwar freiwillig. Da steht niemand mit einer Waffen an der Urne, und da führen auch nicht Klaus Schwab oder Bill Gates die Hand. Die Wahlergebnisse sind Ausdruck des Denkens der Wähler, die da glauben, durch die Wahlen etwas zu bewirken. Die anderen gehen schon nicht mehr hin und die werden mehr. Auch das ist Ausdruck politischen Bewusstseins, nicht vielleicht Ihres, auch nicht meines, aber das jener Menschen, und das ist nicht mehr und nicht weniger wert als unseres.
      Ich weiß nicht, welchen Einfluss die Briefwahlstimmen auf das Ergebnis haben. Aber wer soll es denn sein, der da die Wahlen manipuliert? Welche Person, welche Personengruppen oder Institutionen sollen denn dafür sorgen, dass ein erwünschtes Ergebnis zustande kommt? Wer legt das erwünschte Ergebnis im Vorhinein fest, sodass die Wahlergebnisse dementsprechend gestaltet werden können? Auch wieder Schwab oder Gates oder irgendwelche Eliten? Und wie sorgen die dann dafür, dass das richtige Ergebnis herauskommt? Stehen die dabei, wenn ausgezählt wird? Oder geben sie auf welchen Wegen auch immer Anweisungen an diejenigen, die auszählen? Wie soll denn diese Manipulation der Wahlergebnisse ablaufen in einem Land mit einer Medienlandschaft, die alles zum Skandal aufbaut, wenn daraus Auflagensteigerungen gemacht werden können. Selbst wenn die Parteien, die davon profitieren, den Mund halten würden, die anderen würden es mit Sicherheit nicht. Und dann wäre dann auch noch zu klären, wieso trotz aller angeblicher Manipulation Ergebnisse zustande kommen, die den sogenannten Eliten nicht gefallen. Alles das ist mehr Hokuspokus als Realitätsnähe.
      Auch solche Sichtweisen führen nicht weiter: „ Insofern mag ja das Weltbild, das durch die gezielten Lügen vermittelt wird, „weitestgehemd identisch“ mit dem Weltbild der Wähler sein, aber diese Identität ist keine echte.“ Es geht nicht um echte, „weitgehend echt“ oder gar falsche Identität. Was soll das sein? Selbst wenn die Weltbilder von Politikern und Wählern nur so strotzen vor Lügen und Selbstbetrug, so sind sie doch in dieser Sichtweise identisch untereinander, wenn auch vielleicht nicht identisch mit der Wirklichkeit. Aber darum geht es in meiner Feststellung nicht, sondern um die Frage, welchen Einfluss das identische Weltbild von Wählern und Gewählten für das Wahlergebnis hat. Moralische Wertung verschafft da wenig Erkenntnis.
      So ist es auch bei Ihrer Bewertung von akademischen Abschlüssen. Fakt ist doch, dass das grüne Milieu in sehr hohem Maße über formal höhere Bildungsabschlüsse verfügt. Diese Tatsache schafft man doch nicht aus der Welt, indem man versucht, diese durch moralische und scheinbar objektive Kriterien abzuwerten. Nicht alles, was keine neuen Werte schafft, ist unproduktiv. Und selbst wenn es so wäre, ist das doch gerade dieser neoliberale Ansatz, der gemeinhin von den Kritikern des Kapitalismus abgelehnt wird, dass nämlich alles produktiv und wertschaffend sein muss. In den modernen und hoch arbeitsteiligen Gesellschaften ist nicht klar abzugrenzen, was produktiv ist und was nicht. Das Wertergebnis entfaltet sich doch erst sehr weit am Ende eines Schaffensprozesses. Auch die Diskussionen der von Ihnen nicht sehr geehrten Geisteswissenschaftler über die Form der Erde, Scheibe oder Kugel, war zuerst nur eine akademische, der Eliten, die nicht arbeiten mussten. Aber seit wir wissen, dass die Erde eine Kugel ist, können wir über die Meere fahren, ohne Angst zu haben, dass wir vom Rand der Scheibe ins Nichts stürzen. Das hat den Handel beschleunigt und ausgeweitet. Am Ende war diese Diskussion dann doch sehr wertschaffend oder nicht? Aber das war am Anfang nicht zu erkennen. Das kam erst später, als die Diskussion zu Erkenntnissen geführt hat, die verwertbar war.

Hinterlasse einen Kommentar