Hilfe aus China?

Die chinesische Internetseite German.china.org.cn meldete am 29.11. dieses Jahres für ganz China 787 Fälle von Covid-19. In der nordchinesischen Stadt Manzhouli waren zwei Tage zuvor drei Fälle gemeldet worden. Bis zum gestrigen Sonntag um 14 Uhr waren 150.000 Menschen getestet. Seitdem befinden sich 630 Personen in Quarantäne.

Von Einschränkungen wie hierzulande, geschweige denn von weiteren Lockdowns wie bei uns ist in China keine Rede mehr. Die Delta-Variante, die Europa und die USA fest im Griff hat und die Gesundheitssysteme an den Rand des Zusammenbruchs bringt, hat in China keine vierte Welle ausgelöst. Die Infektionszahlen waren gering und Ausbrüche innerhalb kürzester Zeit wieder eingedämmt. Die Pandemiebekämpfung in China scheint also sehr wirkungsvoll zu sein.

Von all dem erfahren westliche Medienkonsumenten kaum etwas. Von den Erfolgen chinesischer Corona-Politik hören wir so gut wie gar nichts. Selbst ein vom SWR geplanter Bericht über die Erfolge der Coronabekämpfung in Wuhan wurde im vergangenen Jahr auf Druck deutscher Zeitungs-Verlage abgesetzt.

Stattdessen wird in unseren Medien umfänglich über das angebliche Verschwinden einer chinesischen Tennisspielerin spekuliert. Das sind zwar nicht die Sorgen der Menschen hierzulande, aber solche Berichte prägen unser Chinabild. Als die Tennisspielerin dann wenige Tage später gesund und wohlbehalten mit dem IOC-Präsidenten Bach per Video kommunizierte, hatten westliche Medien kein Interesse mehr an dem Thema.

Man muss den Berichten chinesischer Medien nicht blindlings glauben, aber man muss auf der anderen Seite auch sehen, dass unsere Medien über China hauptsächlich negativ berichten und über dessen Erfolge in der Corona-Bekämpfung so gut wie gar nicht mehr. Das bedeutet nicht nur, dass es mit der Transparenz westlicher Berichterstattung nicht so weit her ist, wie uns deren Eintreten für Meinungsfreiheit immer wieder weismachen will.

Viel schlimmer ist, dass man unter diesen Umständen aus den chinesischen Erfolgen nicht lernen kann. Man nimmt sich damit die Möglichkeit, chinesische Erfahrungen zu nutzen und die Vorteile hierzulande zum Wohle der Menschen anzuwenden. Oder will man vielleicht von China gar nicht lernen? Ist man zu stolz dazu? Das aber wäre nicht im Interesse der Menschen in Deutschland und im Westen allgemein. Denn die Lage ist so bedrohlich wie nie zuvor.

Fast täglich erreichen die Inzidenzen neue Höchstwerte. Die Zahl der Toten hat in Deutschland inzwischen die Grenze von 100.000 Menschen überschritten, in den USA sind es sogar schon mehr als eine Million. China, das als erstes mit dem neuen Virus zu kämpfen hatte und sich auf keine Erfahrungen stützen konnte, hat bisher keine 5.000 Todesopfer zu beklagen und das bei 1,4 Milliarden Einwohnern.

Liegen die Inzidenzen in Deutschland im fünfstelligen Bereich, in den USA gar im sechsstelligen, gab es in China über Wochen keine Neuinfektionen. Gerät im Westen die Versorgung mit Impfstoffen immer wieder ins Stocken, was zum Teil zu Verteilungskämpfen zwischen den westlichen Partner geführt hatte, hat China mittlerweile über 2 Milliarden Dosen im eigenen Land verimpft und Hunderte von Millionen besonders in die dritte Welt abgegeben und dorthin auch Lizenzen für die Herstellung der chinesischen Impfstoffe vergeben.

Als zum Jahreswechsel 2020/21 der Unmut in der westlichen Bevölkerung über das Missmangement ihrer Regierungen in der Impfstoffversorgung wuchs, hatten Russland und China Hilfe aus ihrer eigenen Produktion angeboten. Diese hatten – wie die Präparate aus westlicher Herstellung auch – von der WHO eine Notfallzulassung erhalten, waren also gegenüber den westlichen Produkten in keiner Hinsicht schlechter oder bedenklicher.

Trotzdem verweigerte die europäische Zulassungsbehörde EMA diesen Impfstoffen die Zulassung. Die deutsche Bevölkerung wurde mit der Aussicht hingehalten, dass bald genügend Impfstoff zur Verfügung stehe. Dennoch dauerte es noch Monate, bis die Impfkampagne endlich Fahrt aufnahm. Diese unnötige Verzögerung bedeutet aber gleichzeitig auch, dass Tausende Menschenleben hätten gerettet werden können, hätte man die russischen und chinesischen Angebote angenommen und deren Präparate an deutsche Bürger verimpft.

Diese Menschenleben wurden politischen Vorbehalten sowie westlicher Überheblichkeit und Feindseligkeit gegenüber Russland und China geopfert. Lieber ließ man eigene Bürger sterben, als Hilfe von denen anzunehmen, die man zu politischen Gegnern ernannt hatte.

Ähnlich ist die Lage heute. Zwar ist die Versorgung mit Impfstoffen und sonstigen medizinischen Hilfsmitteln, die bis heute noch weitestgehend aus China kommen, besser geworden. Aber jetzt tut sich ein neues Problem auf, das offensichtlich noch schlechter in den Griff zu bekommen ist. Das Gesundheitssystem steht vor dem Kollaps.

Die Pflegekräfte können den Ansturm der Infizierten nicht mehr bewältigen. Sie sind am Rande ihrer Kräfte. Intensivbetten werden knapp und Infizierte müssen mittlerweile durch die halbe Republik transportiert werden, um eine lebensrettende Versorgung zu bekommen. Infektionsketten sind nicht mehr nachzuverfolgen. Die zuständigen Stellen haben den Überblick, geschweige denn die Kontrolle über das Infektionsgeschehen verloren. Inzidenzwerte über 1000 sind keine Seltenheit mehr.

In der ersten Phase der Pandemie hatten Russland und China nicht nur Medikamente und medizinische Hilfsmittel zur Verfügung gestellt – zum Teil sogar kostenlos. Sie haben auch in Norditalien und Serbien praktische Hilfe geleistet. Russland, China und Kuba schickten Ärzte, sie schickten Pfleger und Hilfsmittel, aber sie brachten auch ihre Erfahrungen in der Pandemie-Bekämpfung ein.

Sie retteten Menschenleben in den Ländern, von deren Regierungen sie zu politischen Gegnern erklärt worden waren. Diese sogenannten Gegner ließen die Menschen nicht im Stich, die von den eigenen Regierungen im Stich gelassen worden waren, als sie die Impfstoffhilfen Russlands und Chinas ablehnten.

Fordern wir heute unsere Regierungen auf, denselben Fehler im Interesse der Menschenleben in Deutschland nicht noch einmal zu machen. Fordern wir sie auf, die politischen Streitigkeiten und Feindseligkeiten zugunsten der Gesundheit der Menschen im eigenen Land zu beenden.

Verlangen wir von Ihnen, dass sie China um Hilfe bitten. Es ist nicht die Zeit des politischen Hochmuts und der moralischen Überheblichkeit. Es ist die Zeit für vernünftiges und menschliches Handeln. Im Interesse der Menschen hierzulande, im Interesse der eigenen Bürger und der Menschenrechte, für die der Westen sonst immer eintritt:

Bitten wir China um Hilfe!

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